Keine Reise ohne Berg
Es ist so heiss (38 Grad auf unserem Stellplatz, 39 Grad im Wohnwagen!), dass wir flüchten müssen. In die Berge. Sofort. Denn eine Bieler-Reise ohne Berg ist sowieso keine richtige Reise.
Megève ist eine sehr bekannte Winter-Destination in den Hoch-Savoien. 3000 Leute leben hier dauerhaft, im Winter sind es wohl 20'000 oder mehr. Megève liegt zwar nur auf 1100 MüM, scheint aber doch relativ schneesicher zu sein.
Jetzt jedoch riecht die Luft nach Blumenwiesen und Kuhmist, nach frisch geschnittenem Gras und frisch gefallenem Regen - einfach wunderbar! Berge, das ist für uns wie Zuhause-Sein.
Und schaut mal, was wir hier für ein Camping-Plätzchen erwischten? tout seul! Alles für uns allein!
Mountain-Camping in Megève: Im kleinen Chalet befinden sich Duschen und Toiletten
Noch ist Vorsaison und wirklich nicht viel los. Ausser auf der Hauptstrasse durch Megève. Man könnte meinen, es gäbe auf beiden Seiten des Dorfes etwas gratis. Solltet Ihr also mal hierher kommen, sucht eine Unterkunft etwas oberhalb des Dorfes. Le Maz oder Les Perchets sind wunderbar ruhig.
Ich kaufe natürlich eine Wanderkarte und wir schlagen heute grad vier Fliegen mit einer Klatsche. Zuerst steigen wir zum Lac de Javen auf. Er sieht sehr hübsch aus, nur leider darf man darin nicht baden. Vermutlich ist es ein Speichersee für Schneekanonen mit bösen unterirdischen Absaugstutzen. Und wir wollen hier ja nicht für immer verschwinden.
Auf dem Rückweg kommen wir an den wirklich sensationell schönen Cascads de la Belle au Bois vorbei (übersetzt heisst das ungefähr "Wasserfall zur Schönen im Walde"). Die Waldschönheit muss allerdings ein bisschen erklettert werden.
Zu baden trau ich mich dann auch nicht - wer weiss, was für ein Wellen-Wirbel-Monster unter dem tosenden Fall haust.
Vor Megève biegen wir in den Naturlehrpfad zum Kalvarienberg ein. Und das ist nun wirklich ein sehr witzig gemachter Naturlehrpfad, auf dem man allerlei Interessantes lernt. Diese Megafone erinnern uns irgendwie an Mini-Alphörner und so jodeln wir einfach mal ein bisschen rein. Tönt - na ja - lassen wir das.
Auf der dazugehörigen Tafel steht, man müsse den Vogelstimmen lauschen. Ich höre ehrlich gesagt bloss mein eigenes Blut im Kopf rauschen.
Dann wundern wir uns ein wenig, dass hier mitten im Wald Conchita Wurst ein Denkmal gesetzt wird. Sie ist ja schon berühmt, aber grad so? Und das Opferlamm zu ihren Füssen ist auch schon arg angeknabbert. Aber es ist ja ein Opferlamm. Seis drum - wir zollen beiden unseren Respekt.
Der Kalvarienberg ist eine Sache für sich: 7 Kapellen - alle der Jungfrau Maria gewidmet - und 14 Kreuzweg-Stationen, erbaut im Stil der Gotik, des Barock und Rokoko und toskanisch soll auch noch was dabei sein. Das gibt es in ganz Frankreich nur einmal. Aber schliesslich haben die Einwohner von Megève um 1920 auch noch allein von Landwirtschaft und Pilgertum gelebt.
Heute pilgern die meisten Besucher auf die Skiberge oder in die Pilger-Gaststätte le refuge du calvaire. So wie wir. Ist aber wirklich nicht zu verachten, oder?
So, und jetzt gits es Fondue! Bon appetit!